"Über dem Abgrund des Nichts" Die Bossards in der Zeit des Nationalsozialismus

02.12.2018 – 05.05.2019

Nationalsozialismus - Forschung geht weiter
Am 6. Mai 2020 tagte der Stiftungsrat in einer außerordentlichen Sitzung. Hierzu hatte Landrat und Stiftungsratsvorsitzender Rainer Rempe eingeladen.In dieser Sitzung beschloss der Stiftungsrat aufgrund der intensiven öffentlichen Diskussion der vergangenen Wochen in Bezug auf die Rolle Bossards in der Zeit des Nationalsozialismus verstärkt den Fokus auf die Forschung zu legen. Ein weiteres Forschungsprojekt zum Nationalsozialismus, das ohnehin als Teil des Neubauprojekts geplant war, wird jetzt vorgezogen. Hierzu wird ein unabhängiges Gremium externe Wissenschaftler auswählen.

 

Rückblick

Ab Herbst 2017 begann, mit Unterstützung externer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Auseinandersetzung mit Johann Bossards schriftlichem Nachlass. Ende 2018 bzw. Anfang 2019 erschienen die Ergebnisse in den Publikationen „Über dem Abgrund des Nichts. Die Bossards in der Zeit des Nationalsozialismus“ sowie „Johann Bossard, Texte aus dem Nachlass: Programmatische Schriften und Reiseberichte“. Zeitgleich fand vom 2.12.2018 – 2.5.2019 die Ausstellung „Über dem Abgrund des Nichts – Die Bossards in der Zeit des Nationalsozialismus“ mit einem ganztägigen Eröffnungskolloquium am 2.12.2018, mit Hintergrundführungen und Angeboten für Schulklassen statt.

 

Ausstellung "Über dem Abgrund des Nichts - Die Bossards in der Zeit des Nationalsozialismus"

„Über dem Abgrund des Nichts“ - so empfand Johann Bossard die Situation in Deutschland im Jahr 1933. Durch sein Gesamtkunstwerk, die Kunststätte Bossard, wollte er einen Impuls zur Besserung der Verhältnisse geben. Die Ausstellung geht erstmals der Frage nach, wieweit dieses utopische Anliegen das Künstlerehepaar Bossard in die Nähe der NS-Ideologie führte.

Johann Bossard und seine Ehefrau Jutta Bossard, geb. Krull waren keine Mitglieder der NSDAP und engagierten sich auch nicht politisch für die NSDAP. In den Jahren 1932 bis 1934 fühlten sich die Bossards jedoch einzelnen Zielen der NSDAP verbunden, beispielsweise der Überwindung der Klassengrenzen durch Versöhnung, der Förderung der Landwirtschaft und dem Wunsch nach einer ‚Erneuerung‘ Deutschlands. Johann Bossard beteiligte sich an Hamburger Wettbewerben und seine engen Freunde versuchten, Funktionäre der NSDAP für das Gesamtkunstwerk in der Nordheide zu begeistern – letztlich ohne Erfolg. Im Spätsommer 1934 wurde die vorsichtige Fühlungnahme abrupt beendet. Johann Bossard musste erkennen, dass seine künstlerischen Ideale und seine Vorstellung von der Freiheit der Kunst nicht mit den Zielen der neuen Machthaber vereinbar waren. Gleichzeitig war der verbrecherische Charakter der NS-Diktatur, die sich zum Terror-Regime entwickelt hatte, offen zu Tage getreten. Die Bossards zogen einen „dicken [Schluss-]Strich“ (Johann Bossard, 13.9.1934).

In der Folge verhielten sich die Bossards unauffällig und bewegten sich in vorsichtiger Distanz zum NS-Regime. Sie konzentrierten sich darauf, ihr Leben und ihre Kunst im Sinne ihrer persönlichen Überzeugung weiterzuführen und ihre Unabhängigkeit so weit wie möglich zu bewahren. So arbeiteten sie auch weiter im expressionistischen Stil. Ungewohnt deutlich schrieb Johann Bossard im März 1937 an einen Freund: „Die Erfolglosigkeit meiner Lebensarbeit ist kein Argument gegen den künstlerischen Wert meiner Werke. Vielleicht ist es sogar eine Gunst des Schicksals, dass wir nicht den Missbrauch guter Absichten zu erleben brauchen.“

Die Ausstellung präsentiert Kunstwerke aus der Sammlung der Kunststätte Bossard und stellt bislang unpublizierte Archivalien vor. Begleitend zur Ausstellung erscheinen ein Katalog und eine Edition von Texten aus Bossards Nachlass, die im Museumsshop oder über unsere Homepage erworben werden können.

Zusammenfassungen der Katalogbeiträge können Sie hier herunterladen.

 

 

 

Abbildung:

Johann Bossard: Tanzender Frauenakt (Ausschnitt), o.J. (um 1942), Pastellkreide und Aquarell auf Papier (Foto: Peter Backens);

Johann Bossard: Modell zum ‚Denkmal für die im Kampfe um die nationale Erhebung gefallenen SA-, SS- und Sta-Männer auf der Moorweide‘, 1933/34 ((Foto: Peter Backens);

Jutta Bossard: Kerzenhalter (Drache), o.J. (um 1935); Johann Bossard: Muttertag, 1942 (Foto: Jürgen Müller);

Johann Bossard: Selbstbildnis, O.J., Inv.-Nr. JB 563 (Foto: Peter Backens);

 

Die Publikation und die Ausstellungen wurden gefördert durch

Besucherordnung

Unsere Besucherordnung können Sie hier einsehen

Flyer und Sonderführungen

Museumssonntag
Mit der ganzen Familie ins Museum! Es erwarten Sie spannende Themenführungen zur Ausstellung, u.a. mit der Museumsleiterin Dr. Gudula Mayr. Für unsere kleinen Gäste bietet das Kinderatelier ein abwechslungsreiches Kreativangebot.
Sonntag, 24.3.2019, 11-18 Uhr, regulärer Museumseintritt

Weitere Informationen

 

Buchen Sie gerne auch Ihre persönliche Führung durch die Ausstellung für
Gruppen (bis 25 Personen) unter
Tel. 0 41 83 / 51 12 oder info@bossard.de.
Mi-So 65 € zzg. Museumseintritt
Sonderführungen und -kurse für Schulklassen

Jedes der Angebote beginnt mit einer Führung durch die Ausstellung "Über dem Abgrund des Nichts", wobei der Fokus auf dem jeweils gewählten Thema liegt. Abhängig von der zur Verfügung stehenden Zeit kann ein vertiefender Fragebogen, den die Schüler zur Bearbeitung und zum Festhalten eigener Beobachtungen bekommen, zusätzlich vor Ort bearbeitet werden. Hier steht die Rezeption der Arbeit der Bossards und die Verknüpfung mit der eigenen Lebens- und Erfahrungswelt durch die Schüler im Vordergrund.

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